Eigentlich geht mir das Klickgehure zunehmend auf den Senkel. Was da gezählt wird, beruht oft nur auf einer zündenden, neugierig machenden Überschrift. Und dann folgt häufig nichts mehr. Leider dauert die Enttäuschung im Netz selten lange an und das nächste Mal fällt man wieder auf einen Cliffhanger oder eine „Du glaubst nicht, was dann passierte“-Überschrift rein. Das ist bei Print anders, da wird ab einem bestimmten Enttäuschungsgrad das Abo gekündigt und dann ist er weg, der Leser.
Der printgeprägte Journalist tickt aus diesem Grund anders. Er hat noch Manschetten, nicht erfüllbare Erwartungen zu wecken. Das ist vielleicht altmodisch, aber sympathisch. Meistens halte ich das auch so. Meistens!
Für den Jahresrückblick habe ich dennoch wieder die klickstärksten Beiträge rausgesucht. Viel lieber hätte ich freilich eine Hitparade jener Artikel, in die das meiste Herzblut geflossen ist, präsentiert. Da hätte sich etwas ganz anderes ergeben. Aber Herzblut lässt sich halt nicht messen. Klicks hingegen schon.
Immerhin: Bei der Arbeit am Jahresrückblick fiel mir auf, wie selbst das, was auf den ersten Blick eher langweilig daherkam, mittlerweile eine wachsende Zahl an offensichtlich treuen Lesern erreicht (Gleiches gilt auch für meinen in diesem Jahr gestarteten Newsletter Vipmail). So etwas freut den altmodischen Journalisten in mir mehr als eine Story, die es schafft, kurzeitig in Parallelwelten einzutauchen und dort freudig verbreitet zu werden.
Am besten gelang letzteres den Nürnberger Attrappen-Schornsteinen, die zur Tarnung von Mobilfunkmasten aufgestellt werden. Auf Platz 2 landete dann schon die Delfinlagune. Tierfreunde, das habe ich bei früheren Rückschauen schon konstatiert, sind ein besonders klickfreudiges Publikum. Auch „auf dem Land“ gibt es da noch unerschlossene Potenziale. So konnte ein kleiner Provinzskandal, der sich dann noch nicht mal als solcher herausstellte, auf Platz 3 einlaufen. Bei Platz 4 war es wohl der ziemlich gleichgeschaltet daherkommenden Tatort-Einheitsfront geschuldet, dass sich unverblendete Fernsehzuschauer bei mir die Bestätigung holten, doch nicht im falschen Film gewesen zu sein. Bei den Anlaufstellen für die Flüchtlingshilfe war ich wahrscheinlich schlicht schneller als die Kollegen. Platz 6 und 7 beweisen hingegen: Netzkuriositäten mit lokalem Bezug laufen immer…
Zu Platz 10 muss ich noch anmerken, wie wichtig es ist, jeden Kunden gut zu bedienen. Denn selbst, wenn er nicht prominent ist oder wichtig aussieht: Es könnte vielleicht ein Blogger sein.
Hier also die meist geklickten Vipraum-Beiträge im Jahr 2015:
1. Warum in Nürnberg die Schlote nicht rauchen
2. Delfinlagune: Einzigartig undicht
3. Was passierte in der Notaufnahme?
4. Wie der Dadord Franken meuchelte
5. Blogger für Flüchtlinge: Wie kann man helfen?
7. Gurkenverkostung:Lidl versteht keinen Spaß
8. Ned amol a gscheider Dunnel
